Page 2 - Hanf und das geheimniss der Regeneration Teil 1 2018
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Dass es den Prozess der Regeneration überhaupt gibt, steht in direktem Widerspruch zu
            einigen   der   grundlegendsten   Dogmen   der   chemisch-mechanistischen   Lehre.   Die
            Auffassung,   dass   das   Ganze   nur   die   Summe   seiner   Teile   ist,   führte   zu   dem
            reduktionistischen   Gedanken,   jedes   Organ   könne   entfernt   werden   und   würde,   bei
            anständiger Wartung auf dem Labortisch, ebensogut funktionieren wie vorher, als es noch
            Teil des Gesamtorganismus war. Der Organismus ist so gesehen nichts weiter als eine
            Ansammlung von Einzelteilen.

            Nach dieser Ansicht sind Heilungsprozesse rein lokale Erscheinungen ohne Bezug zum
            Organismus als Ganzes und werden nur von den lokalen Gegebenheiten in Gang gesetzt.
            Beim Menschen kam man bis anhin mit diesem Modell nicht in Schwierigkeiten, weil
            Wachstumsprozesse, welche die lokale Theorie in Frage stellen könnten, beim Menschen
            eigentlich nicht vorkommen.

            Wir sprechen zwar von der Regeneration durchtrennter Nervenfasern in der Hand, aber
            dabei   handelt   es   sich   nur   um   neues   Wachstum   der   Fasern,   ausgehend   von   den
            unbeschädigten Zellen im Gehirn oder Rückenmark. Die Heilung von Knochenbrüchen ist
            fast der einzige echte regenerative Wachstumsprozess der dem Menschen geblieben ist.


            Viele «niedere» Tiere haben aber diese Fähigkeit. Jeder weiss zum Beispiel, dass ein
            halber Regenwurm wieder zu einem ganzen wird, wenn er genügend Zeit dafür hat. In den
            Augen vieler Wissenschaftler ist das nichts Besonderes – schliesslich sind Regenwürmer
            ja nur ziemlich primitive Lebewesen! Doch diese Ansicht wird dem Regenwurm kaum
            gerecht, denn in Wirklichkeit ist er ein faszinierendes, komplexes Tier mit erstaunlichem
            Verhalten.


            Ein weiteres Tier mit einer absolut faszinierenden Fähigkeit, fehlende Glieder zu erneuern,
            ist der Salamander. Auf der Skala der Evolution gehört er zu den Amphibien und steht
            direkt unter dem Frosch. Von unserer hohen Warte aus mögen die Amphibien ziemlich tief
            unten auf der Leiter der Evolution stehen, tatsächlich sitzen wir mit ihnen in ein und
            demselben Boot, denn wir sind Wirbeltiere wie sie (das heisst, Tiere mit Wirbelsäule und
            Knochengerüst).

            Es   ist  nicht   verwunderlich,   dass   Wissenschaftler  und  Ärzte  seit   der  Entdeckung  der
            Regenerationsfähigkeit   des   Salamanders,   durch   Lazzaro   Spallanzani   im   Jahre   1768,
            darüber spekulieren, wie wir diese bemerkenswerte Fähigkeit wieder erlangen können.



























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